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Wallfahrt nach Stettin 20.-25.05.2024:Die erste Missionsreise des hl. Bischofs Otto jährt sich 2024 zum 900. Mal

Wie in vielen Kirchen unseres Bistums findet sich auch in der Ansbach Ludwigskirche eine Figur des Bistumspatrons.
Datum:
Veröffentlicht: 5.10.23
Von:
Gertrud Sembach

„Er glühte von der Frohbotschaft und trug sie voller Glaubenskraft bis hin ins ferne Pommern“ – so dichtete der ehemalige Bamberger Generalvikar Alois Albrecht in seinem Hymnus zum Otto-Fest. Im kommenden Jahr ist es genau 900 Jahre her, dass der einzige Bamberger Bischof, der es zur Ehre der Altäre gebracht hat, zu seiner ersten Missionsreise aufgebrochen ist. Aus diesem Anlass führt die Pilgerstelle des Bistums in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Pilgerbüros in der Pfingstwoche eine Reise auf den Spuren des Heiligen nach Pommern durch, die vom emeritierten Bamberger Erzbischof Dr. Ludwig Schick begleitet werden wird.

Was macht Bischof Otto so besonders, dass man sich auch neun Jahrhunderte später noch an ihn erinnert? Er wurde um 1065 als Spross einer schwäbischen Adelsfamilie geboren. Es spricht einiges dafür, dass seine Mutter aus der Familie der Staufer stammte, aus der in späterer Zeit bedeutende Kaiser hervorgehen sollten. Der begabte Junge wurde früh für die geistliche Laufbahn ausgewählt. Als junger Kaplan begleitete er auf Bitten Kaiser Heinrich IV. dessen Schwester Judith, die den polnischen Herzog geheiratet hatte, als Hofgeistlicher mit in ihre neue Heimat. Das bedeutete, dass Otto, als er etwa fünf Jahre später nach Deutschland zurückkehrte, im Osten nicht nur Land und Leute kannte, sondern auch die polnische Sprache beherrschte, was ihm später von großem Nutzen sein sollte. Am Kaiserhof wirkte er in der Hofkapelle und leitete im Auftrag des Herrschers den Neubau des gewaltigen Kaiserdoms in Speyer, eine Aufgabe, die er trotz widriger Umstände mit Bravour meisterte. Daher erhob ihn der Kaiser für kurze Zeit zum Kanzler, bevor er ihm im Jahr 1102 das Bistum Bamberg anvertraute. 

Die Bischofsweihe empfing Otto aber erst 1106 in Anagni durch Papst Paschalis II. persönlich. Er wirkte in der Folge diplomatisch ausgleichend zwischen diesem und dem Kaiser. Das Wormser Konkordat 1122, mit dem der unselige Investiturstreit, also die Frage, wer von den beiden die Bischöfe einsetzen dürfe, endgültig beigelegt werden konnte, trägt nicht nur im übertragenen Sinn die Handschrift, sondern auch ganz real bis heute die Unterschrift des Bamberger Oberhirten. Aber nicht nur im diplomatischen Dienst, sondern auch zu Hause in Bamberg wirkte er zukunftsweisend: Durch eine vorausschauende Burgenpolitik im Steigerwald, im Frankenwald und in der Fränkischen Schweiz gelang es ihm, den Grundstock für das spätere Hochstift Bamberg zu legen, also das weltliche Territorium des Bischofs, das über sieben Jahrhunderte bis 1802 Bestand haben sollte. Zudem machte sich Bischof Otto als Gründer, Reformer und Erneuerer von knapp dreißig Klöstern, Stiften und Spitälern einen Namen, von denen beispielsweise der Michelsberg, die Klöster am Obermain Banz und Langheim, die Zisterze Heilsbronn oder das Kloster Michelfeld in der Oberpfalz bis heute die Kulturlandschaft unserer Heimat prägen. 

Am nachhaltigsten war aber sicher seine Wirksamkeit als „Apostel der Pommern“: Durch seine „Auslandserfahrung“ war er genau der richtige Mann, um diese auch politisch heikle Mission im Grenzgebiet zwischen Polen und Deutschland durchzuführen. Er konnte offenbar andere Menschen für sich und seine Projekte begeistern. Da Otto in wirtschaftlichen Kategorien dachte, waren die von ihm aufgebauten kirchlichen Strukturen nachhaltig angelegt. Noch heute stehen die Kirchen dort an den Stellen, die der Bamberger Missionsbischof dafür ausgewählt hatte. Sein Bekehrungserfolg lässt sich immer noch durch Ausgrabungen an Friedhöfen nachweisen: Es gelang ihm, nach und nach heidnische Gewohnheiten wie etwa das systematische Töten weiblicher Säuglinge zurückzudrängen. Für die damalige Zeit bemerkenswert ist die Tatsache, dass Otto bei seinem Missionswerk auf Zwang und Gewalt verzichtete und nach seiner Maxime „Gott will nicht erzwungenen, sondern freiwilligen Dienst“ Wert auf die freie Zustimmung der Bevölkerung zum Glaubenswechsel gelegt hat. 

Heute bekennen sich nur noch lediglich 20% der Einwohner Vorpommerns zum Christentum. Auf der polnischen Seite wurde die Erinnerung an Otto nach dem Zweiten Weltkrieg durch die neu angesiedelten nunmehr katholischen Einwohner Pommerns neu belebt. Die neu errichtete polnische Erzdiözese Stettin pflegt seit langem gute Kontakte nach Bamberg. Aus diesem Grund fand in diesem Jahr eine Wallfahrt statt, die die polnischen Pilger auf den Bamberger Michelsberg zum Grab des Heiligen führte, wo er seit seinem Tod im Jahr 1139 ruht. Die Busfahrt, die in der Pfingstwoche 2024 vom 20. bis 25. Mai durchgeführt wird, ist als ein Gegenbesuch an den historischen Wirkungsstätten Ottos gedacht. In Vorpommern, also auf der deutschen Seite, werden Demmin, Wolgast, Greifswald und die Insel Usedom besucht, allesamt einst Wirkungsorte des Bischofs. Auf der polnischen Seite werden Wolin und Cammin Stationen der Reise sein, bevor in Stettin, am Sitz des Erzbischofs unseres Partnerbistums, eine gemeinsame deutsch-polnische Messe den Höhepunkt der Pilgerfahrt bilden wird. Der heilige Otto ist nämlich nicht nur Patron des Bistums Bamberg, sondern aufgrund seiner Missionstätigkeit auch der beiden Erzbistümer Berlin und Stettin. Bevor es wieder in die Heimat geht, werden noch das Kloster Kolbatz, Stargard und Pyritz angesteuert – an diesem Ort konnte Otto damals die ersten Pommern taufen.

„Sein Mut zum Wagnis lohnte sich und trägt noch heute Früchte. Er bindet Völker freundschaftlich trotz widriger Geschichte. In Bamberg als der heil‘ge Hirt, in Pommern als Apostel wird Sankt Otto weiterleben“, formulierte Prälat Alois Albrecht, als er das Bleibende des Wirkens des Pommernapostels in Worte fassen wollte. Es ist sicher eine Reise wert, die Originalschauplätze von damals selbst besuchen zu können und damit vielleicht sogar einen kleinen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten.